Das größte im Land Brandenburg – das Amt Dahme/Mark

Interview mit David Kaluza (parteilos), seit 2018 Amtsdirektor des Amtes Dahme/Mark durch den SGK Brandenburg e.V.

 

Eine Bilanz, ein Jahr nach dem Amtsbeitritt der Gemeinde Niederer Fläming

Die Gemeinde Niederer Fläming ist am 1. Januar 2018 dem Amt Dahme/Mark beigetreten, das nun aus Dahme und den drei Gemeinden Dahmetal, Ihlow und Niederer Fläming besteht. Mit rund 9.400 Einwohnern und 43 Ortsteilen in den vier Gemeinden.

 

Nachdem Sie bereits Erfahrungen in der kommunalen Ebene sammeln konnten und seit 2011 hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Niederer Fläming waren, sind Sie seit Anfang 2018 Amtsdirektor des Amtes Dahme/Mark. Helfen Ihre Vorerfahrungen, insbesondere als Bürgermeister einer nun amtsangehörigen Gemeinde, Ihnen bei Ihrer Arbeit als Amtsdirektor?

Selbstverständlich helfen die sechs Jahre Bürgermeistertätigkeit bei der jetzigen Arbeit als Amtsdirektor, da ich in beiden Fällen ja der Hauptverwaltungsbeamte war bzw. bin. Der Unterschied zur vorhergehenden Tätigkeit besteht darin, dass die Verwaltung personell größer geworden ist und wir für die amtsangehörigen Gemeinden als Dienstleister fungieren und mithin eine Fläche von 438 km² verwalten.

 

Freiwillige Amtsbeitritte, wie in diesem Fall, sind bislang noch selten. Worin liegen Ihrer Ansicht nach die Vorteile freiwilliger Zusammenschlüsse auf gemeindlicher Ebene?

Der größte Vorteil liegt in meinen Augen darin, dass gewisse Aufgabenwahrnehmungen jetzt besser erfolgen können, da mehr Personal zur Verfügung steht. In kleinen Verwaltungen ist es häufig so, dass Mitarbeiter breite Themengebiete bearbeiten müssen und Vertretungen oftmals schwierig sind.

 

Hat bei dem Amtsbeitritt auch eine Rolle gespielt, dass die Gemeinde Niederer Fläming einen ausgeglichenen Haushalt hatte?

Die finanzielle Situation in der Gemeinde Niederer Fläming ist bereits seit dem Haushaltsjahr 2017 als angespannt zu bezeichnen. 2017 gelang der Haushaltsausgleich nur durch Mittelentnahme aus den Rücklagen. Für das Haushaltsjahr 2018 war dies nicht mehr darstellbar. Die Entwicklung zeichnete sich aber bereits im Jahr 2016 ab (Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen). Durch den Amtsbeitritt sollte vor dem Hintergrund der Verwaltungsstrukturreform in erster Linie ein Weiterbestehen der Gemeinde Niederer Fläming und des Amtes Dahme/Mark für die Zukunft (bis 2030) gesichert werden.

 

War es hilfreich, dass das Land den Zusammenschluss mit einer Zuwendung in Höhe von einer halben Million Euro unterstützt hat, mit dem die fusionsbedingten Mehraufwendungen ausgeglichen werden sollten?

Für die Gemeinde Niederer Fläming war der freiwillige Beitritt zum Amt Dahme/Mark eher frustrierend, da es für diesen keinerlei finanzielle Anreize gab. Im Rahmen der Diskussion zur Verwaltungsstrukturreform wurden aber genau solche Anreize für die Kommunen in Aussicht gestellt. Um so schwieriger ist es, den Bürgern zu vermitteln, warum die Gemeinde Niederer Fläming dennoch diesen Schritt vollzogen hat. Die Zuwendungen für das Amt in Höhe von 500.000,00 Euro für fusionsbedingte Mehraufwendungen sind bei Weitem nicht ausreichend. Die Zusammenlegung von IT-Netzen, Anpassungen bei unterschiedlicher Software und damit verbundenen Datenimplementierungen sowie die Herrichtung von Arbeitsplätzen sind ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor, ebenso wie die Schaffung und Unterhaltung von Außenstellen (bei flächenmäßig großen Verwaltungseinheiten), sodass ich aus heutiger Sicht sagen muss, dass die 500.000,00 Euro nicht ausreichen werden.

 

Der Beitritt liegt nun etwas mehr als ein Jahr zurück. Wie würde Ihre Bilanz für das Amt Dahme/Mark aussehen? Würden Sie sagen, dass die Fusion abgeschlossen ist?

Aus verwaltungstechnischer Sicht würde ich sagen, dass die Fusion zu 90 % abgeschlossen ist. Es sind hier und dort noch Nachjustierungen in den Bereichen Aufgabenverteilung und -wahrnehmung vorzunehmen. Aus Sicht der Bürger würde ich sagen, ist die Fusion noch nicht abgeschlossen, da für den Bürger oftmals nicht wirklich klar ist, für welche Angelegenheiten die Gemeinde zuständig ist und für welche Aufgaben die Verantwortlichkeiten beim Amt liegen. Von daher würde ich auch nicht von einer Fusion sprechen, da die Zuständigkeiten für viele Angelegenheiten ja bei der Gemeinde Niederer Fläming verblieben sind. Lediglich die Aufgabe Brand- und Katastrophenschutz sowie die Aufgabe Tourismus wurden dem Amt übertragen. Alle anderen Aufgaben sind bei der Gemeinde verblieben und die Amtsverwaltung dient für alle amtsangehörigen Gemeinden als Dienstleister.

 

Wurden die Erwartungen erfüllt oder gab es auch Enttäuschungen?

Meine Erwartungen wurden erfüllt. Unterschätzt habe ich den Faktor Mensch. Trotz vieler Gespräche im Vorfeld musste ich feststellen, dass der Betriebsübergang für die ehemaligen Beschäftigten der Gemeinde Niederer Fläming, aber auch für die Altbeschäftigten des Amtes Dahme/Mark nicht zu unterschätzen ist und ich nicht erwartet hätte, dass wir indirekt durch den Beitritt Personal verlieren würden. Es war für alle Mitarbeiter eine große Herausforderung und auch Umstellung (neue Kollegen/neue Aufgaben etc.)

 

Waren einschneidende Veränderungen in der Verwaltung, insbesondere beim Personal, erforderlich?

Dadurch, dass die Verwaltungsorganisation und die Aufgabenverteilung neu strukturiert werden mussten, gab es auch für das Personal Veränderungen. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Veränderung bei der Aufgabenwahrnehmung nicht zu gravierend waren und Wünsche der Mitarbeiter weitestgehend mit eingeflossen sind. Für das übergeleitete Personal aus der Gemeinde Niederer Fläming kam sicherlich noch hinzu, dass sich für viele Mitarbeiter der Weg zur Arbeit verlängert hat.

 

Welche Themen haben gegenwärtig für Sie als Amtsdirektor Priorität?

Für mich hat erste Priorität, sicherzustellen, dass eine leistungsstarke Verwaltung vor Ort ist. Dazu gehören Stellennachbesetzungen, Weiter- und Fortbildungen des Personals, die Strukturierung der neu übertragenen Aufgabe Tourismus für das gesamte Amtsgebiet und eine wesentliche Verbesserung im Bereich Brand- und Katastrophenschutz sowie eine stetige Optimierung der Kommunikation und des Miteinanders zwischen den amtsangehörigen Kommunen, der

Amtsverwaltung und des Landkreises.

 

In einem Interview im September 2017 sagten Sie einmal: „Die Stelle des Amtsdirektors ist genau auf mich zugeschnitten.“ Hat sich daran etwas geändert?

Eindeutig nein. Sicherlich ist der Spagat zwischen Familie, Privatleben und beruflicher Tätigkeit nicht immer leicht und verlangt einem viel ab, aber die Wahrnehmung meiner umfänglichen Aufgaben als Amtsdirektor bereitet mir Freude und das weitere Etablieren des Amtes Dahme/Mark als flächengrößtes Amt im Land Brandenburg hat für mich als Amtsdirektor oberste Priorität.

 

Vielen Dank!

 

Autorin: Rachil Ruth Rowald, ass.iur.

 

 

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