Barrieren abbauen!

Pressemitteilung vom Landkreis Teltow-Fläming

03.05.2021

 

5. Mai: Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

 

Barrieren abbauen! Darauf macht die Behindertenbeauftrage des Landkreises Teltow- Fläming Antje Bauroth anlässlich des Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung aufmerksam. Am 5. Mai soll daran erinnert werden, dass viele Menschen mit einer Behinderung durch äußere Umstände beeinträchtigt werden. Somit können sie an alltäglichen Dingen nicht teilhaben. Das zu ändern und die Situation stetig zu verbessern, ist ein Ziel des Protesttages. Er will dazu beitragen, Barrieren abzubauen – baulich und in den Köpfen der Menschen.

 

„Teilhabe aller Menschen sollte selbstverständlich sein. Das beginnt bei der Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen und geht über das Verstehen von Behördenschreiben bis hin zum Theaterbesuch“, so Antje Bauroth. Und für alle, denen das zu theoretisch ist, lässt sie Herrn M. zu Wort kommen, dessen Geschichte ihrer Meinung nach vielerorts spielen könnte. Herr M. berichtet:

 

Seit Tagen habe ich Halsschmerzen. Vielleicht sollte ich doch mal zum Hausarzt? Leider ist das nicht so einfach: Meine bisherige Praxis wurde geschlossen, seither war ich nicht mehr beim Arzt. Was tun? Der einzige freie Hausarzt in meiner Nähe praktiziert leider in Räumen, die nur über Stufen zu erreichen sind. Irgendwie doof, ich sitze im Rollstuhl und komme da nicht rein. Also doch zur Rettungsstelle? Wegen Halsschmerzen? Und wie komme ich dahin? Eine Busfahrt ohne Hilfe ist nicht möglich. Vielleicht ist ja der Fahrer so freundlich … Na dann mal los. Vier Stunden später: Ich sitze in der Rettungsstelle. Netterweise hat man mich mit meinen vergleichsweise harmlosen Beschwerden nicht abgewiesen. Allerdings habe ich den Hinweis erhalten, beim nächsten Mal den ärztlichen Bereitschaftsdienst anzurufen und mir unbedingt einen Hausarzt zu suchen. Würde ich ja gern, aber ich habe noch weniger Auswahl als Andere, die nicht im Rollstuhl sitzen …

 

Sechs Stunden später sitze ich wieder zu Hause. Durch den Feierabendverkehr war der Busfahrer auf der Rücktour im Stress und etwas ungehalten, weil er nun noch für mich als Fahrgast die Rampe des Busses betätigen musste. Die anderen Fahrgäste waren auch genervt, alle hatten Zeitdruck. Und auf dem Weg zur Wohnung musste ich dann noch einen kleinen Umweg nehmen, da irgendjemand sein Auto auf dem Gehweg vorm Haus geparkt hat. Ich kam nicht vorbei, der Bordstein war zu hoch, um einfach auf die Straße zu wechseln. Also wenden und zurück zum Ende der Straße, auf der anderen Gehwegseite lang, um so den Hauseingang von der anderen Richtung anzusteuern.

 

Endlich zu Hause angekommen, bestelle ich mir online meine Medikamente. Wenigstens das klappt. Fazit des Tages: Das Leben könnte so viel einfacher sein, wenn ich nicht im Rollstuhl sitzen würde….Oder: Das Leben könnte so viel einfacher sein, wenn ich keine Halsschmerzen hätte. Aber habe ich das wirklich gerade gedacht? Eigentlich sollte es heißen: Das Leben könnte so viel einfacher sein, wenn ich selbstständig in die Arztpraxis oder in den Bus käme, wenn ich fast alles selbstständig machen könnte – so wie viele andere Menschen ohne Behinderung. Und wenn ich mich nicht fragen müsste: Wie komme ich zur Elternversammlung in den Klassenraum meiner Tochter? Kann ich beim Restaurantbesuch die Toilette nutzen? Komme ich beim gemeinsamen Betriebsausflug in den Bus?“

 

Antje Bauroth weiß, dass es vielen Menschen geht wie Herrn M. Deshalb stellt sie einmal mehr klar: “Menschen mit Behinderungen sind keine Bittstellenden. Sie gehören zur Gesellschaft  wie wir alle – so unterschiedlich wir auch sind. Deshalb brauchen wir mehr Mitgefühl, Aufmerksamkeit, Neugier und Mut. Dann kann das Miteinander trotz manch widriger Umstände bunter, spannender und schöner werden. Auch daran soll der Protesttag erinnern.“

 

Wer ebenfalls Barrieren abbauen oder Verbesserungen vorschlagen möchte, kann sich gern an die Behinderten- und Seniorenbeauftragte des Landkreises wenden – per E-Mail, Fax oder Brief an Antje Bauroth. Die Kontaktdaten finden Sie hier.