Kirche Wiepersdorf
Wiepersdorf gehört kirchlich zum Pfarrstengel Meinsdorf, Kirchenkreis Niederer Fläming. Die heutige Kirche geht in ihrem Grundbestand auf eine spätmittelalterliche Feldsteinkirche zurück. Nach den Informationen aus einer alten Kirchenrechnung wurde die Kirche dann im Jahre 1661 erneuert und wieder so hergerichtet, „dass darin Gottes Wort gelehret und gepredigt und die heiligen Sakramente ausgetheilet werden“.
Einige Daten in Kurzform:
1678 wird ein Turm gebaut
1680 wird die Kirche inwendig und auswendig geweißt
1683 wird der Altar gebaut und bemalt, der aber später an die Kossiner Kirche verkauft
wird
1701 wird der neue Altar erbaut. Die Kanzel wird in den Altar eingesetzt und befindet sich
somit dem „herrschaftlichen Chor“ gegenüber
1737 lässt der Königlich Preußische Major von Einsiedel unter dem „herrschaftlichen Chor“
ein Gewölbe zur Ruhestätte der „herrschaftlichen Todten“ erbauen. Die Kirche wird
auf der Westseite um die Patronatsloge der Familie von Einsiedel erweitert. Ein
neuer Turm wird erstellt, der bis 1820 steht.
1738 lässt der Major von Einsiedel durch den Orgelbauer Marz eine größere Orgel bauen,
die am 8. Sonntag nach Trinitatis erstmals gespielt wird.
1895 wird durch den Orgelbauer Dinse aus Berlin im Auftrag der Familie von Arnim eine
Neue Orgel gebaut, die ursprünglich auf der Empore stand und erst beim Ausbau
der Patronatsloge zum Gemeinderaum nach unten kam.
Das heutige Erscheinungsbild der Kirche ist geprägt durch den romantisierenden Umbau in den Jahren 1894-1895 nach Vorgabe der Malers Achim von Arnim-Bärwalde, einem späteren Enkel des bedeutenden Dichterpaares Ludwig Achim und Bettina von Arnims. Am 7. Juli 1895 wird die Kirche wieder neu eingeweiht. Pastor Springborn schreibt in seinen Aufzeichnungen: „Wir hatten im Gewächshaus bis dahin – das steht jetzt hinter dem Schlosse, im italienischen Stil erbaut – Gottesdienst abgehalten.“ In dieser Zeit entstand auch das Mezzaningeschoss (niedrigeres Mittel- oder Dachgeschoss) und der nördliche Treppenanbau zur Empore (heute von innen geschlossen). Nach 1945 wird die Patronatsloge zur Kirche hin geschlossen und dient fortan als Gemeinderaum und als Winterkirche. Die Orgel wird in diesem Zusammenhang von der Empore geholt und in den Kirchenraum gesetzt. Sie bekommt ein neues Gehäuse und später ein elektrisches Gebläse.
Pfarrer Thiel, der in dieser Zeit Dienst in den Gemeinden um Wiepersdorf tut, wies mit Nachdruck darauf hin, dass „die Kirche der Bettina von Arnim völlig unansehnlich ist“. So ergeht 1955 ein Antrag an die Denkmalpflege um Beihilfe für die Restaurierung der Kirche. Jedoch erst 1966 werden endlich die Arbeiten zur Erneuerung in Angriff genommen und das Dach gedeckt. 1967 folgt ein neuer Aussenputz. Der hölzerne Glockenstuhl, der sich seit dem Umbau 1894/95 aus statischen Gründen neben der Kirche befindet, wird 1968 durch einen Stählernen ersetzt. Heute werden die Glocken elektrisch betrieben. Im August 1971 werden Malerarbeiten in der Kirche durchgeführt. Im Dezember erfolgt dann die völlige Restaurierung des Altars, der auch mit Blattgold neu versehen wird.
Ein besonders Ereignis war die Öffnung der Gruft unterhalb des Gemeinderaumes am 20. Juli 1967. Im Protokoll ist darüber zu lesen: „Der Raum (hat) ein gruftartiges, flaches Gewölbe, etwa 3 mal 7 mal 2m. … die Decke (einen)gut erhaltenen weißen Kalkanstrich….In der Gruft selbst fanden sich fünf Särge Erwachsener, auf ihnen fünf Kindersärge, sämtlich in sich zusammengebrochen,….“ Das aus zwei Messingplatten bestehende Wappen mit Inschrift des Major von Einsiedel, der 1745 gestorben ist, wurde vom Sargdeckel gelöst und hängt jetzt neben der Orgel.
Auch die Gestaltung des Familienfriedhofs an der Wiepersdorfer Kirche wurde nach den Plänen des Malers Achim von Arnim-Bärwalde ausgeführt. Dort ruhen das Dichterpaar Ludwig Achim und Bettina von Arnim sowie einige Nachfahren. Heute ist die Kirche eine Gemeindekirche und kann nur während der Gottesdienste oder bei angemeldeten Führungen besichtigt werden. Der Park und die Gräber sind ganzjährig zu besuchen.
(Quellen: Kirchenflyer Pfarrer W. Scholz, Aufzeichnungen Pfarrer Linke, Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf)